Syrien. Erinnerung.
Entre nous, Luna al-Mousli!
Luna, wo hast Du Dein Buch geschrieben?
In meinem Buch «Eine Träne. Ein Lächeln» geht es, in 44 Geschichten, um Erinnerung. Man weiß nie, wann man sich erinnert, deshalb hatte ich überall Post-its, in meinem Notizbuch, auf dem Nachttisch und in mehreren Taschen: Ich schrieb stichwortartige Erinnerungsnotizen auf und klebte sie über meinen Schreibtisch. Später verfasste ich daraus meine Erzählminiaturen und hatte von meinem Schreibtisch aus den besten Überblick.
Worum geht es, Deiner Meinung, nach in Deinem Buch?
Heute assoziiert jeder mit Syrien nur Krieg, Flüchtlingskrise und Chaos. Mir geht es um die Zeit zuvor, um Alltag, um Menschen, um Familie. Durch die Geschichten bekommt man einen Einblick in die gesellschaftliche, kulturelle, religiöse und politische Struktur des Landes und des Lebens, was sehr wichtig ist, weil man das in der Diskussion um Syrien öfters vergisst.
Welche Themen, Geschichten, Diskurse interessieren Dich zurzeit grundsätzlich?
Mich interessiert der Unterschied, das Anderssein, der Neuanfang und die daraus entstehenden Inspirationen. Ich beobachte gern und setze Situationen in Relation.
Sind diese Themen für Dich neu oder eher ein Leitmotiv in Deiner Arbeit?
Eher ein Leitmotiv. Da ich zwischen zwei Kulturen aufgewachsen bin, bin ich ständig am Beobachten und liebe das Dazwischen-Sein.
Mit welchen Gefühlen schaust Du auf die Niederschrift zurück?
Ich staune, weil ich bis jetzt nicht fassen kann, dass ich ein Buch geschrieben habe und dass es nun von den Menschen gern gelesen wird; dass ich auf Lesereisen gehe. Es ist alles neu für mich. Dieses Buch war meine Abschlussarbeit in Grafik Design in Wien an der Universität – und jetzt ist bereits die zweite Auflage da.
Hegst Du bestimmte thematische Erwartungen an die Rezeption des Buchs?
Ich hoffe, dass die Menschen, die mein Buch lesen, das liebevoll und aufmerksam tun und sich auf die Stimmungen und auf die Reise durch meine Stadt Damaskus einlassen. Dass wäre mein Anliegen als Autorin. Als Gestalterin sage ich: man soll das Buch auch spüren, die Bildebene, das Format und die Gestaltung genauso genießen. Denn für mich ist es die Kombination von beidem, was meine Erzählminiaturen erlebbar macht.
Luna al-Mousli, «Eine Träne. Ein Lächeln. Meine Kindheit in Damaskus» Erweiterte Sonderausgabe, Deutsch/Arabisch, Mit Illustrationen der Autorin, Weissbooks, Frankfurt/M. 2016, Halblein., kl. Format, 128 Seiten.